April 2011 - Gaesteliste.de
Für ein ordentliches Neben-Projekt sollte es ja eigentlich auch einen ordentlichen Grund geben - möglichst außer jenem, dass die jeweils treibende Kraft einfach zu viele Songs für die Mutterband hat. In dem Fall ist das so: Pascal Hallibert ist der Frontmann und Sänger der holländischen Americana-Band Point Quiet, die mit ihrem erlesenen Alt Country-Ansatz und beeindruckend originären Songmaterial selbst unter amerikanischen Musikern geachtet und beliebt ist. Templo Diez ist nun ein Point Quiet-Ableger, der ganz anders klingt als die Mutterband. Zwar bedient sich Hallibert auch hier durchaus des konventionellen Instrumentariums des Genres - aber er setzt es ganz anders ein. Die Stimmen sind verzerrt, die Drums übersteuert, die Gitarren schnarren und die restlichen Instrumente sind entweder verfremdet oder werden mit unüblicher Gewichtung platziert. Das Ergebnis klingt dann so, wie der erste Track heißt: Nach "Nueva York" - genauer, wie eine gutgelaunte Velvet Underground-Variante. Wir erinnern uns: Auch VU hantierten ja mit dem Country-Genre rum (so nannte man damals Americana noch) und das tut auch Hallibert - nur die Klangwelten sind eben verschoben. Das ist alles ziemlich spannend und trotz z.T. durchaus radikaler Ansätze dennoch sehr wohl hörbar. Es ist vor allen Dingen eine interessante Ergänzung zu dem, was Point Quiet machen.
(Ulrich Maurer)