October 2020 - RockTimes

Tatsächlich!
Die Veröffentlichung des "Starlight"-Vorgängers Constellations war im Jahr 2015.
»[…] Templo Diez worked 5 years on 'Starlight', a long stretch where a lot happened in their personal lives. This sixth album signals a new creative and productive period for the band. […]«
So ist die niederländische Band Templo Diez mittlerweile ein Quintett, denn im Line-up der vorliegenden Platte taucht Mirande Visser nicht mehr auf.
Allerdings erfahren wir auf der Website der Band, dass Mirande Visser in "305 South" für die Strings zuständig ist.
Überhaupt spart das schön gestaltete Digipak mit Information.
Wie dem auch sei, schließlich kommt es auf die inneren Werte eines Albums an.
Innerhalb einer ansprechenden Gesamtspielzeit von gut sechsundvierzig Minuten hat die Formation zehn Songs untergebracht. Alle Lieder wurden von Pascal Hallibert komponiert.

Das sechste Album der Formation beginnt mit "305 South".
Dezent, herrlich sphärisch kommt der Track in Gang. Improvisierte Gitarren-Klänge zeigen Wirkung. Der Bass sinniert und der einsetzende Gesang verfügt über eine Gänsehaut-Eindringlichkeit. Ganz geschickt, wie Templo Diez über zwei Minuten eine treffliche Spannung aufbaut. Die zunehmende Intensität lässt erwarten, dass es wohl gleich zu einem Anstieg der Dynamik kommen wird. Aber man muss sich noch einen Moment gedulden. Was sich dann abspielt, ist instrumentale Dramatik in ihrer fast reinsten Form. Wow! Für einen kurzen Rest tritt wieder so etwas wie Ruhe ein. Eine doch unerwartete Album-Eröffnung, aber zum Schluss ein erstes Highlight.

Wenn einen das raumgreifende "Night Wind" gepackt hat, dann kommt man sich vor, wie bei einem Soundtrack zu einem alternativen Road Movie, der in bestechender Weise auch hinter die Kulissen so mancher Szenarien schaut.
Der "Night Wind"-Trip beginnt groovend. Schön inszenierte schwebend-flächige Keyboards werden von einer minimalistischen E-Gitarre reflektiert und der Gesang fasst die beiden Strömungen zusammen. Der Refrain verfügt über Dauerhaftigkeit.
"Southern And The Dog" rockt auf anziehende Templo Diez-Art. Die Handtrommeln vermitteln ein fernöstliches Flair. Dazu rifft eine E-Gitarre fast schon hypnotisch. Auch gibt es explosive Intermezzi, die die Nummer in diesen Phasen rastlos erscheinen lassen. In einem zweiten Hördurchgang sollte man auf die Keyboards achten. Highlight!

Aus den Website-Informationen zu "Sister": »[…] The track 'Sister' was freely inspired by a picture from Pascal’s sister […]«.
Visuelle Eindrücke in Sounds umzusetzen hat auch immer etwas von einer persönlichen Wirkung auf den Betrachter. So gesehen hören wir Templo Diez in "Sister" eher auf eine verhaltene Weise musizieren. Dabei wirken – abgesehen vom tollen Gitarren-Solo – besonders gesetzte Akzente auf den Hörer ein. Sehnsüchtig ist der Gesang und man wünscht sich, dieses Bild einmal zu sehen.

"Clear Fence" überrascht.
Verlockend balladesk konfrontiert uns die Combo mit Piano-Läufen, die die Stimmung eines Wiegenliedes wiedergeben. Ja, die Band kann sich auch in einer ruhigen Balladen-Fahrt einen Namen machen. Oha, dann dieser völlig unerwartet-eruptive Emotions-Hinterhalt, mit dem man nie und nimmer gerechtet hätte. Typisch Templo Diez!
"More Rain On Vegas" besticht durch Shireen van Dorps stimmungsvollen Gesang.
Dramatische Szenarien, balladeske Momente, rockige Hotspots … dann lädt uns das Quintett auch noch zum Surfen ein. "Going Surfing" vermittelt definitiv Nichts, aber auch Garnichts von dem, was man sich so unter Surfen vorstellt. In den Händen der Gruppe wird das Stehen auf einem Brett viel eher zu einer fast vierminütigen Gleichgewichtsübung bei Flaute. "Going Surfing" ist Wellengleiten in Zeitlupe und ohne Wellen. »[…] A departure from the previous tracks, the last song 'Going Surfing' is most probably the first Slow Introspective Surf Song ever. […]« Wie dem auch sei, der Anti-Surf-Song schließt sich dem hohen Niveau der vorherigen Tracks an.

Die fünf Jahre Wartezeit haben sich echt gelohnt.
Templo Diez ist mit einer Frische, Power und einer durch viele Erfahrungen neu inspirierten Musik zurück.
Beide Daumen hoch!
Besondere Musik, besondere Empfehlung!
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für alternative Musik.

(Joachim 'Joe' Brookes)

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