Templo Diez: Sunland

Zwischen den Tempo Diez-Veröffentlichungen Greyhounds (2011), Constellations (2015) und dem im Herbst 2024 auf den Markt gebrachten Album "Sunland" liegt noch "Starlight" aus dem Jahr 2020. Mittlerweile ist Temop Diez eine »[…] Dutch/French/Italian […]«-Band. In freier Übersetzung aus den englischsprachen Informationen zu "Sunland" heißt es, dass der Albumtitel nach einer kalifornischen Geisterstadt benannt wurde und der Start einer neuen Album-Trilogie ist. Inspiriert durch die Geisterstädte entlang der US-Pazifikküste wurden die Songs »[…] mostly written during the pandemic […]«. "Sunland" ist der Einstieg der Band auf einer neuen Reise über ein mystisches Amerika, erkundet weitere Themen wie Verlust, Einsamkeit, Hoffnung und Erlösung.

Die Band kehrt zurück zu ihrer originalen Trio-Bestzung und dieses siebte Album markiert die erneuerte Kreativität der Band. Die neun Songs auf "Sunland" bringen es auf eine Gesamtspielzeit von dreiundfünfzig Minuten und wurden alle von Pascal Hallibert komponiert.

Tempo Diez ist eine der wenigen Bands, die es durch ihre Kompositionen, Arrangements sowie Einsatz der Instrumente nicht nur auf überzeugende, sondern auch bemerkenswerte Art schaffen, einen sozusagen vor den Boxen zu fesseln. Bei der Aufzählung der Tempo Diez-Qualitäten darf in diesem Zusammenhang auf gar keinen Fall die stark von Melancholie und Sehnsucht oder Trauer geprägte Pascal Hallibert-Stimme fehlen. Mit seinem Gesang trägt er nicht unerheblich zur doch düsteren Atmosphäre bei. In diesem Kontext befindet sich Tempo Diez in der Meisterklasse des Schwermuts.

Zugegeben, mit siebeneinhalb Minuten ist das erste Stück mit dem Titel "I Got This" eine Art Wegweiser für die folgenden acht Stücke. Der Opener hat etwas von einem Film noir. Schwer lastet die dunkle Stimmung auf den Herzen der Leute vor den Lautsprechern. Vor dem geistigen Auge sieht man eine kaum beleuchtete Großstadt, in der man sich kaum traut, durch die dunklen Gassen zu gehen. In starkem Kontrast erleben wir ein extrovertiertes Gitarren-Solo, das einen aus den Tiefen des Tracks an die Oberfläche befördert. Dennoch ergattert man bei "Sunland" auch ein schemenhaftes Licht am Ende des Tunnels.

Bis auf einen Wimpernschlag erreicht "The Right One" die Spielzeit des Openers. Es gibt leichte Veränderungen in der Stimmung, denn die Sechssaiter vermitteln durchaus positive Vibrations, die in ein helleres Licht gesetzt werden. Hier fügt sich der Gitarren-Alleingang, auch durch klasse Riffing, perfekt in die Song-Atmosphäre ein. Durch das angestiegende Tempo gleitet das Trio zum Ende hin sogar auf rockiges Terrain. Highlight!

"Travelling" ist noch so ein beeindruckender Track. Die beklemmende Stimmung geht unter die Haut. Nach widerholten Durchgängen wird man die Musik von Tempo Diez mögen. Bei diesem Lied nähert sich das Tempo einer Entschleunigung, die das Trio auf faszinierende Weise geradezu zelebriert. Die Backing Vocals verleihen dem trauernden Pascal Hallibert-Gesang Nachdruck. Immer wieder überraschen Leon Verhaeg oder Pascal Hallibert durch unerwartete Gitarren-Fantasien. Die sind echt das Salz in der Suppe von Tempo Diez. Zogen bisher dichte Wolkenverbände über die Songs, wird die Wolkendecke, zumindest musikalisch, aufgerissen und die Sonne lässt sich ein wenig blicken. Schön, wie die Piano-Klänge für besondere Atmosphäre sorgen. In "Rebirths And Rage" mit einem vergleichsweise jetzt freundlichen Gesang, ist das letzte Highlight der Platte.

"Sunland" von Tempo Diez ist mit seinen neun Songs ein Album, in das man sich aufgeschlossen reinfinden muss. Ist der Funke einmal übergesprungen, wird man an der ausgefallenen Musik seine Freude haben. Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.